In unserer Praxis nutzen wir das Elektrotherapiegerät vocaSTIM® von der Firma physiomed, um gezielt Lähmungen im Kopf- und Halsbereich, wie zum Beispiel der Gesichts-, Zungen- und Kehlkopfmuskulatur, zu behandeln.
Im Bereich des Kehlkopfes können solche Schädigungen eine einseitige oder beidseitige Lähmung der Stimmbänder verursachen. Ein unvollständiger Stimmlippenschluss führt häufig zu erheblichen Schwierigkeiten beim Sprechen, insbesondere hinsichtlich Lautstärke, Belastbarkeit und Klangfarbe.
Darüber hinaus können sowohl die Artikulation als auch die Schluckfähigkeit erheblich eingeschränkt werden, was die Verständlichkeit und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt.
Nach einer gründlichen Diagnostik erfolgt das gezielte Training der gelähmten Muskulatur durch speziell abgestimmte Stromeinstellungen. Dieses Training hilft, den Muskelabbau der inaktiven Muskulatur zu verringern und die geschädigte Nervenfunktion wiederherzustellen. Unter bestimmten Bedingungen ist es sogar möglich, auch nach längeren Zeiträumen (Jahren) eine Rückkehr der Funktion zu erreichen.
Ablauf der Therapie
Die Behandlung gliedert sich normalerweise in zwei Phasen:
Vorwärmen mit geeigneten Stromformen, die die Durchblutung fördern.
Neuromuskuläre Elektrophonatorische / Elektroartikulatorische Stimulation mit gezielten Impulsen (NMEPS/NMEAS) nach Prof. Dr. Dr. Pahn.
In der Regel werden zwei Elektroden am Patienten angebracht, wobei sich mindestens eine Elektrode im betroffenen Bereich befindet. Während des Vorwärmens fließt ein niederfrequenter Strom durch das Gewebe, der als leichtes Kribbeln wahrgenommen wird. In der Übungsphase wird der Strom so eingestellt, dass hauptsächlich die geschädigte Muskulatur aktiviert wird. Die Stromstärke wird auf den Punkt eingestellt, an dem eine Muskelkontraktion erkennbar ist (motorische Schwelle). Gleichzeitig wird bei aktiven Bewegungen des Patienten, wie Husten, Lautbildung, Sprechen oder Schlucken, ein Stromimpuls ausgelöst, der die gelähmte Muskulatur aktiviert.
Die Reizstromparameter werden je nach Lähmungsmuster und Schweregrad individuell angepasst. Diese Parameter variieren hinsichtlich der Impulsform, der Impulsdauer und der Pausen zwischen den Impulsen, wobei letztere durch die Übungen vorgegeben werden. Bei NMEPS führt der Patient bewusste Bewegungen aus, die durch einen gleichzeitig über einen Handtaster ausgelösten Reizstrom verstärkt werden, um neue Bewegungsmuster zu fördern. Diese Intentionsübungen sind besonders bei psychogenen Lähmungen und funktionellen Restlähmungen hilfreich und bieten wichtiges Feedback für die zentrale nervöse Regulation.
Auch die Anwendung der Elektrostimulation bei Artikulation (NMEAS) richtet sich nach dem Lähmungsmuster und dem Schweregrad der Schädigung, der durch die Messung der Akkommodation oder, wenn dies nicht möglich ist, durch die Ermüdung während der Übung ermittelt wird. Die Ermüdung zeigt sich in einer abnehmenden Deutlichkeit der Artikulation. In dieser Phase konzentriert sich die Übung auf Sprachlaute. Bei gleichzeitigen Larynxparesen werden diese Schemata zusätzlich verwendet. Räuspern und Einatmen bleiben zur Stimulation der geschädigten Sensoren bestehen. Auch Gähnen und Lachen können integriert werden, um alle relevanten Bewegungen und Spannungen der Muskulatur zu erhalten. Die Behandlung in unserer Praxis findet in der Regel 2-3 Mal pro Woche im Rahmen der logopädischen Therapie statt.
Ob die NMES sinnvoll eingesetzt werden kann, wird in einem persönlichen Gespräch im Voraus geklärt.